CONCOURSVELO 2020 BERICHT

Coronavelo !

Ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand der am 8. März 2020 zum dritten Mal ausgerichtete Velo-Schönheitswettbewerb CONCOURSVELO. Als Ende des Jahres 2019 der Grippevirus in China ausbricht ist die Organisation des Wettbewerbs bereits in vollem Gange. Noch lange bleibt der Begriff Corona eine Randnotiz und tritt in Europa erst gegen Mitte Februar 2020 ins allgemeine Bewusstsein. Dann geht es Schlag auf Schlag: zehn Tage vor CONCOURSVELO erlässt die Schweizerische Regierung eine Personenlimitierung für Veranstaltungen. Fünf Tage vor der Show erhält die Organisation von der Stadt Basel eine Durchführungsgenehmigung unter strengen Auflagen: maximal 200 Personen. Kumuliert und inklusive Teilnehmer und Helferteam. Das bedeutet maximal 120 Besucher welche die Möglichkeit haben werden, die Velos zu sehen. Was niemand wusste, es war auch die letzte Chance, das Wochenende darauf wäre der Event nicht mehr bewilligt worden…

Unsicherheit und Verwirrung im Vorfeld haben die Planung gehörig durcheinander geworfen. Einige Leute aus dem Team haben ihre Zusage zur Mitarbeit zurückgezogen. Verständlich. Schnell musste Ersatz gefunden und instruiert werden. Einige Attraktionen fielen aus, wie z.B. die geplante Velotour durch Basel. Andere Programmpunkte konnten nur mit Improvisation realisiert werden. Für einige das Schlimmste: der für die Versorgung mit Kaffee zuständige Barista erkrankt schwer. Nicht am Virus. Am Samstag vor dem Event organisierte ein engagierter Teilnehner eine professionelle Maschine und Ersatz für den Ausschank. Am Morgen der Show stellte sich heraus, dass sich keinerlei Möglichkeit fand, die mit Starkstrom betriebene Maschine anzuschliessen. Ein Mitglied der Jury holte kurzerhand seine Nespresso-Maschine mitsamt Kapselbestand von Zuhause. Die Versorgung mit Food klappte: Doris Moser beglückte mit selbst gemachten Stullen und süssen Teilen. Dazu gab es Jazzmusik live.

Ansonsten klappte die Show einigermassen reibungslos, wie zum Beispiel die Photosession und das Aufstellen der Velos. Trotz Covid-Warnung kamen fast alle angemeldeten Teilnehmer mit ihren Velos. Zwei junge Rahmenbauer aus Norditalien durften am Sonntagmorgen nicht mehr aus ihrer Region ausreisen, bis zum Abend vorher wäre das noch möglich gewesen. Schade, denn sie hatten ein Superleicht-Velo mit einem Gewicht von unter 4 Kilogramm angekündigt. Fahrbereit! Hoffentlich klappt es im nächsten Jahr.

Wegen dem Virus abgesagt haben noch wenige weitere Räder. Jury und Besucher bekamen somit 61 der zugelassenen 65 Velo zu sehen. Teilnehmer kamen aus der ganzen Schweiz, aus Deutschland, England und Holland. Die Vielfalt an Velo-Typen war gross, die Qualität der Exponate hoch! Der Anteil an Rennrädern lag erwartungsgemäss bei über 50%. Die Gattungen Offroad, Urban und Tour teilten sich in dieser Reihenfolge die andere Hälfte des Platzes. Beim Alter waren jeweils Rund ein Drittel neue Velos von 2019/20 und ein Drittel Vintage Räder vor 1990. Zu sehen gab es Serienmodelle, Eigenbauten und einige neue Kreationen von bekannten Rahmenbauern aus der Schweiz und Deutschland.

Die Jury für den Schönheitspreis, fünf Herren und zwei Damen, kürten nach über einstündiger Nachberatung ein im original erhaltenes französisches Reiserad der Marke Jo Routens zum schönsten Velo der Show. Dieser Hauptpreis, genannt „THE MOST BEAUTIFUL BICYCLE“ war mit 1’000 Schweizer Franken in Bar dotiert. Diese Banknote mit nach Hause nehmen konnte ein Berliner Sammler. Die Stadt Berlin war mit vier Rädern stark vertreten und räumte auch eine Anzahl der vergebenen Auszeichnungen ab. Dabei erwähnenswert das Ukrainische Antonov (Flugzeugwerk) Wettbewerbsvelo. Aus der Veranstalterstadt Basel wurde ein charmantes und originales PTT Express-Botenvelo ausgezeichnet.

Hinsehen lässt, dass ein zum schnellen Stadtrad modifiziertes ehemaliges italienisches Masi Rennrad aus dem Jahre 1962 eine Auszeichnung als bedeutender Oldtimer einholen konnte. In der Sammlerszene geht der Trend weiter hin zur Erhaltung und Aufarbeitung anstatt einer Vollrestaurationen. Das Velo zeigte sich zwar weitgehend original, war mit seinem noch verbliebenen Restlack aber schon ziemlich über sein Verfallsdatum hinaus. Bei den mit derbem Charme weiter in den Mittelpunkt vorrückenden Offroadern waren seltene Klassiker und neue, handwerklich hochwertige Custom Boliden vertreten. Als bedeutendstes Mountainbike wurde ein frühes 1980 Ritchey gewählt. Youngtimer Rennräder, meist mit hochpreisiger Ausstattung bestückt, brachten mit den jeweiligen Layouts ihrer Jahrzehnte Farbe ins Feld. Als bedeutendsten Newcomer (Velos aus den Jahren 2019 und 2020) kürte die Jury ein Schweizer custom-made Rennrad von Dreiercycles. Bei den Auszeichnungen für das leichteste fahrbereite Fahrrad gewann ein in Zürich neu gebauter Stolz-Rahmenbau Renner mit custom-made Stahlrahmen mit 6.27 kg vor einem TIGRA Renner von 1976 mit erstaunlichen 6.87 kg.

Bei den Publikumswahlen zum schönsten Velo gewann #075, das Cinelli Pista 1959 von Stephan Dornhofer, Berlin. Den ersten Platz bei der Teilnehmerwahl erhielt #061, ein Magni ICS 1984 von Thorsten Schaaf aus Mannheim.

Die architektonisch ansprechende Basler „Maurerhalle“ aus Beton hat hat vielen Gästen imponiert und ist ein gesetzter Kandidat für einen schönen Event im nächsten Jahr. CONCOURSVELO 2021 steht in den Startlöchern. Die ersten Bewerbungen sind bereits eingetroffen. Velos aus den Vorjahren werden nicht mehr angenommen und die Teilnehmerzahl ist wieder limitiert. Nach der Show ist vor der Show….

Stefan Schaefter, Veranstalter

 


 

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